von: zaher ahmad
"Neue" Pässe im indischen Himalaya - 06.09.06 09:35
Heutzutage scheint der Straßenbau zur Bekräftigung territorialer Ansprüche eine herausragende Stellung einzunehmen, und so herrscht in den nordindischen Bergen diesbezüglich große Aktivität, einige Projekte sind auch schon fertig und erweitern die Möglichkeiten für Radler teilweise deutlich (alle Angaben sind nur Schätzwerte, vor allem die Höhen):
Umba La (4500m) von Drass (3000m) nach Sanku (3050m) im Suru-Tal, 68km. West-Ladakh.
Sieht (von beiden Seiten) nach einer wunderschönen und lohnenden Panoramaserpentinenstrecke sehr hoch hinauf aus, die zudem durch das angeblich sehr ursprüngliche Bergdorf Umba führt. War leider Anfang Juni wegen Schnee noch geschlossen.
Von Trespone (2800m) im Suru-Tal scheint es eine Verbindung nach Shergol (30 km östl. von Kargil) zu geben. Zusammen mit dem Umba La könnte man damit von Srinagar nach Leh kommen und dabei Kargil nördlich umfahren. Wer weiß was genaueres oder probiert es aus?
Wari La (5350m) von Sakti/Thaktok (3800m) nach Agham (3300m) im Shyok-Tal, 58km. Zentral-Ladakh. Nach indischer Lesart der vierthöchste Pass, fällt also in die Kategorie Chang La bzw. Khardung La, allerdings dürfte der Wari La die anspruchsvollste der drei Straßen über die Ladakh-Kette sein.
Südrampe geteert, viele Serpentinen, sehr unausgeglichene Steigung. Oben sehr schlechter Belag, grober und ausgeschwemmter Schotter. Nordrampe sehr steil, die letzten 14 km zum Pass mit teilweise nagelneuem Teer, dürfte bald weiter nach unten reichen und in ein paar Jahren durchgehend geteert sein. Der Rest besteht vorwiegend aus sehr grobem und losem Schotter und ist sehr steil. Im unteren Teil zwischen Agham und Thatyur (Kloster, aber keine Versorgungsmöglichkeit im Dorf) viele Bauarbeiten. Agham und Thatyur liegen nicht direkt an der Strecke. Nur mit MTB. Erste sichere Essens- und Übernachtungsmöglichkeit in Khalsar (3100m, 28 km von Agham, einige steile Zwischenanstiege) am Nordfuß des Khardung La.
Die ganze Strecke ist praktische frei von Verkehr, sehr ursprünglich und anspruchsvoll. Ideal, um ins Nubra-Tal zu kommen (oder es zu verlassen), wenn man den Khardung La nicht zweimal fahren will. Kein Permit-Checkpoint. Oder als Verbindung zum Chang La und Pangong Tso (Weiß irgendjemand, ob man durch das Shyok-Tal aufwärts von Agham zum Dorf Shyok kommt? Von dort gibt es dann wieder eine Straße nach Durbuk, 40km vor dem Pangong Tso).
Sach Pass (4400m) von Bairagarh (2159m) ins Pangi-Tal (2080m) bei Kilar (2600m), 76km. Distrikt Chamba, Himachal Pradesh.
Geteert sind nur die ersten 4km der Südrampe, danach alles zwischen guter Schotterstraße und fußballgroßen Blöcken. Viele Bauarbeiten, oben noch Felssprengungen im Gange, die Straße ist erst seit November 2005 passierbar. Südrampe von der Anlage her deutlich besser als die andere Seite, nicht so extrem steil und auch immer nur kurze Stücke. Die Nordrampe ist hingegen fast durchgehend sehr steil bis extrem steil mit sehr anspruchsvoller Oberfläche. Die gesamte Strecke ist sehr eng und führt durch teilweise senkrechte Felswände. Keine Absicherung. Viele Wasserfälle und Bachdurchquerungen. Nur mit MTB und möglichst wenig Gepäck machen, da lange Schiebepassagen unvermeidlich sind. Landschaftlich außerordentlich beeindruckend, interessanter Wechsel von der monsunfeuchten Südseite ins trockenere Pangi-Tal. Viele tolle Blumen. Essen und (sehr einfache) Unterkunft in Satrundi (3400m), 16 km (ab Bairagarh) und Bagodu, 12 km nördl. vom Pass bzw. 25 km ab Satrundi. Teehütte mit Maggi-Noodles 17 km nach Bagodu in der Nähe von Bindrabani. Den tiefsten Punkt erreicht man an der Brücke über den Chenab, von wo es noch mal 10km auf der anderen Talseite hochgeht nach Kilar (Hauptort der Gegend mit Markt, Guesthouse). Die Strecke ist sehr hart, die Versorgungsmöglichkeiten unterwegs sehr einfach. Polizei-Checkposten in Satrundi und Bagodu mit Registrierungspflicht wegen der Nähe zu Kashmir. Kein Permit notwendig, allerdings wird man als Tourist von der Polizei schon etwas schräg angesehen. Kein Verkehr, sieht man von den Schaf- und Ziegenherden einmal ab.
Auch die Anfahrt von Chamba (900m) nach Bairagarh (98km gesamt) hat es in sich, viele teilweise lange Anstiege (z.B. Kadathala 1450m nach Bairagarh 15km). Oberhalb von Bairagarh gibt es ein PWD-Resthouse, das allerdings nur nach vorheriger Reservierung genutzt werden kann und für Ausländer sehr teuer sein dürfte. Im Dorf Bhanjraru oberhalb von Tisa, gibt es ein schlechtes Guesthouse, das einzige weit und breit das wir fanden (3km neben der Hauptstrecke). In Tisa selbst gibt es ein Forest-Resthouse und 3km südlich ein PWD-Resthouse, vorherige Reservierung nötig, teuer), dem Hauptort südlich des Passes. Zelten in der Gegend ist wegen der dichten Besiedlung und mangels ebener Flächen problematisch.
Die Straße durch das Pangi-Tal nach Udaipur und weiter nach Keylong in Lahaul ist auch nicht zu unterschätzen, durch die vielen Anstiege kommt man ebenso auf seine Höhenmeter wie bei einem Pass, und Asphalt gibt es erst kurz von Udaipur wieder, allerdings auch dann nicht durchgehend. Viele Flussdurchquerungen und gewaltige Szenerie.
Alles in allem ein nicht zu unterschätzendes Abenteuer, wir hatten von Keylong nach Chamba fünf harte aber wunderschöne Tage.
Vernünftige Karten gibt es von allen drei Strecken nicht, allerdings sind zumindest die Abzweigungen immer beschildert, so dass eigentlich kaum was schief gehen kann.
Großzügig angeschrieben sind auch die Abzweigungen der in Bau befindlichen Zanskar-Transversale von Darcha über den Shingo La nach Padum und weiter durch die Zanskarschlucht nach Nimu im Industal. Gebaut wird in der Zanskarschlucht von beiden Seiten, allerdings zieht es sich wohl noch einige Jahre hin, bevor Padum auch im Winter per Straße erreichbar sein wird. Von dort geht die Straße immerhin schon bis Hanumil und ist in ausgezeichnetem Zustand. In Richtung Shingo La hat sie sich bis nach Ichar hochgefressen, schlechte Piste. Wenn die Strecke je fertig werden sollte, ergibt sich eine schöne Rundtour in Kombination mit der Manali-Leh-Straße, allerdings ist es dann wohl auch mit der Beschaulichkeit in Zanskar vorbei.
Ebenso findet man kaum noch buddhistische Klöster in Ladakh, die über keine Straßenanbindung verfügen, und sei sie noch so umständlich. Oft ist der Fußweg schneller und besser.
Letztlich werden so immer mehr ehemalige Trekkingrouten zu Radstrecken, wie am Sach Pass oder Wari La bereits geschehen und am Shingo La absehbar. Die erweiterten Möglichkeiten für ambitionierte Radler dürften aber auch schon das einzig positive an dieser Entwicklung sein...
Umba La (4500m) von Drass (3000m) nach Sanku (3050m) im Suru-Tal, 68km. West-Ladakh.
Sieht (von beiden Seiten) nach einer wunderschönen und lohnenden Panoramaserpentinenstrecke sehr hoch hinauf aus, die zudem durch das angeblich sehr ursprüngliche Bergdorf Umba führt. War leider Anfang Juni wegen Schnee noch geschlossen.
Von Trespone (2800m) im Suru-Tal scheint es eine Verbindung nach Shergol (30 km östl. von Kargil) zu geben. Zusammen mit dem Umba La könnte man damit von Srinagar nach Leh kommen und dabei Kargil nördlich umfahren. Wer weiß was genaueres oder probiert es aus?
Wari La (5350m) von Sakti/Thaktok (3800m) nach Agham (3300m) im Shyok-Tal, 58km. Zentral-Ladakh. Nach indischer Lesart der vierthöchste Pass, fällt also in die Kategorie Chang La bzw. Khardung La, allerdings dürfte der Wari La die anspruchsvollste der drei Straßen über die Ladakh-Kette sein.
Südrampe geteert, viele Serpentinen, sehr unausgeglichene Steigung. Oben sehr schlechter Belag, grober und ausgeschwemmter Schotter. Nordrampe sehr steil, die letzten 14 km zum Pass mit teilweise nagelneuem Teer, dürfte bald weiter nach unten reichen und in ein paar Jahren durchgehend geteert sein. Der Rest besteht vorwiegend aus sehr grobem und losem Schotter und ist sehr steil. Im unteren Teil zwischen Agham und Thatyur (Kloster, aber keine Versorgungsmöglichkeit im Dorf) viele Bauarbeiten. Agham und Thatyur liegen nicht direkt an der Strecke. Nur mit MTB. Erste sichere Essens- und Übernachtungsmöglichkeit in Khalsar (3100m, 28 km von Agham, einige steile Zwischenanstiege) am Nordfuß des Khardung La.
Die ganze Strecke ist praktische frei von Verkehr, sehr ursprünglich und anspruchsvoll. Ideal, um ins Nubra-Tal zu kommen (oder es zu verlassen), wenn man den Khardung La nicht zweimal fahren will. Kein Permit-Checkpoint. Oder als Verbindung zum Chang La und Pangong Tso (Weiß irgendjemand, ob man durch das Shyok-Tal aufwärts von Agham zum Dorf Shyok kommt? Von dort gibt es dann wieder eine Straße nach Durbuk, 40km vor dem Pangong Tso).
Sach Pass (4400m) von Bairagarh (2159m) ins Pangi-Tal (2080m) bei Kilar (2600m), 76km. Distrikt Chamba, Himachal Pradesh.
Geteert sind nur die ersten 4km der Südrampe, danach alles zwischen guter Schotterstraße und fußballgroßen Blöcken. Viele Bauarbeiten, oben noch Felssprengungen im Gange, die Straße ist erst seit November 2005 passierbar. Südrampe von der Anlage her deutlich besser als die andere Seite, nicht so extrem steil und auch immer nur kurze Stücke. Die Nordrampe ist hingegen fast durchgehend sehr steil bis extrem steil mit sehr anspruchsvoller Oberfläche. Die gesamte Strecke ist sehr eng und führt durch teilweise senkrechte Felswände. Keine Absicherung. Viele Wasserfälle und Bachdurchquerungen. Nur mit MTB und möglichst wenig Gepäck machen, da lange Schiebepassagen unvermeidlich sind. Landschaftlich außerordentlich beeindruckend, interessanter Wechsel von der monsunfeuchten Südseite ins trockenere Pangi-Tal. Viele tolle Blumen. Essen und (sehr einfache) Unterkunft in Satrundi (3400m), 16 km (ab Bairagarh) und Bagodu, 12 km nördl. vom Pass bzw. 25 km ab Satrundi. Teehütte mit Maggi-Noodles 17 km nach Bagodu in der Nähe von Bindrabani. Den tiefsten Punkt erreicht man an der Brücke über den Chenab, von wo es noch mal 10km auf der anderen Talseite hochgeht nach Kilar (Hauptort der Gegend mit Markt, Guesthouse). Die Strecke ist sehr hart, die Versorgungsmöglichkeiten unterwegs sehr einfach. Polizei-Checkposten in Satrundi und Bagodu mit Registrierungspflicht wegen der Nähe zu Kashmir. Kein Permit notwendig, allerdings wird man als Tourist von der Polizei schon etwas schräg angesehen. Kein Verkehr, sieht man von den Schaf- und Ziegenherden einmal ab.
Auch die Anfahrt von Chamba (900m) nach Bairagarh (98km gesamt) hat es in sich, viele teilweise lange Anstiege (z.B. Kadathala 1450m nach Bairagarh 15km). Oberhalb von Bairagarh gibt es ein PWD-Resthouse, das allerdings nur nach vorheriger Reservierung genutzt werden kann und für Ausländer sehr teuer sein dürfte. Im Dorf Bhanjraru oberhalb von Tisa, gibt es ein schlechtes Guesthouse, das einzige weit und breit das wir fanden (3km neben der Hauptstrecke). In Tisa selbst gibt es ein Forest-Resthouse und 3km südlich ein PWD-Resthouse, vorherige Reservierung nötig, teuer), dem Hauptort südlich des Passes. Zelten in der Gegend ist wegen der dichten Besiedlung und mangels ebener Flächen problematisch.
Die Straße durch das Pangi-Tal nach Udaipur und weiter nach Keylong in Lahaul ist auch nicht zu unterschätzen, durch die vielen Anstiege kommt man ebenso auf seine Höhenmeter wie bei einem Pass, und Asphalt gibt es erst kurz von Udaipur wieder, allerdings auch dann nicht durchgehend. Viele Flussdurchquerungen und gewaltige Szenerie.
Alles in allem ein nicht zu unterschätzendes Abenteuer, wir hatten von Keylong nach Chamba fünf harte aber wunderschöne Tage.
Vernünftige Karten gibt es von allen drei Strecken nicht, allerdings sind zumindest die Abzweigungen immer beschildert, so dass eigentlich kaum was schief gehen kann.
Großzügig angeschrieben sind auch die Abzweigungen der in Bau befindlichen Zanskar-Transversale von Darcha über den Shingo La nach Padum und weiter durch die Zanskarschlucht nach Nimu im Industal. Gebaut wird in der Zanskarschlucht von beiden Seiten, allerdings zieht es sich wohl noch einige Jahre hin, bevor Padum auch im Winter per Straße erreichbar sein wird. Von dort geht die Straße immerhin schon bis Hanumil und ist in ausgezeichnetem Zustand. In Richtung Shingo La hat sie sich bis nach Ichar hochgefressen, schlechte Piste. Wenn die Strecke je fertig werden sollte, ergibt sich eine schöne Rundtour in Kombination mit der Manali-Leh-Straße, allerdings ist es dann wohl auch mit der Beschaulichkeit in Zanskar vorbei.
Ebenso findet man kaum noch buddhistische Klöster in Ladakh, die über keine Straßenanbindung verfügen, und sei sie noch so umständlich. Oft ist der Fußweg schneller und besser.
Letztlich werden so immer mehr ehemalige Trekkingrouten zu Radstrecken, wie am Sach Pass oder Wari La bereits geschehen und am Shingo La absehbar. Die erweiterten Möglichkeiten für ambitionierte Radler dürften aber auch schon das einzig positive an dieser Entwicklung sein...