Re: Albanien - Routenempfehlung?

von: irg

Re: Albanien - Routenempfehlung? - 01.07.17 18:12

Hallo!

Die Küstenstraße von Herceg Novi nach Ulcinj würde ich nicht mit dem Radl befahren. Viel Verkehr, und die Leute haben oft Stress dort, den darfst du ausbaden. Die logische Radroute schlechthin sticht mir in diesem Bereich nicht ins Auge, außer ihr liebt Höhenmeter. Dann ginge es über den Lovcen. Teilweise lässt sich die Küstenstraße vernünftig umfahren, da haben andere praktische Erfahrungen.
Der Grenzübergang Muriquan ist unter Autoreisenden der übliche Übergang nach Albanien. Der andere, nördlich des Shkodra-Sees gelegene dürfte nach meinen Beobachtungen fürs Radfahren, wenn nur die Hauptstraßen benützt werden, besser sein.

Die Hauptstraße durch Albanien an sich ist in den meisten Abschnitten fürs Radeln reizlos. In weiten Bereichen kann man ihr aber gut ausweichen.

Ab Fier habt ihr ja, wie du schon geschrieben hast, zwei grundsätzliche Möglichkeiten, wenn ihr an schnellem Weiterkommen interessiert seid: Die im Landesinneren über Tepelene und Gjirokaster, und die Küstenroute über den Llogorapass, Himare und Sarande.

Die Route im Inneren ist gut ausgebaut, deshalb ist der Verkehr gut auszuhalten, obwohl es DIE Hauptroute dort ist. (nach Fier nimmt der Verkehr auch deutlich ab.) Es gibt nur mehr ziemlich überschaubare Abschnitte mit der alten Überlandstraße. Bitte nicht übersehen, wer in Griechenland eingereist ist, ist zuerst einmal bildlich gesprochen in der Pampa gelandet. Da gibt es noch länger kein Dorf, und es sind einige handfeste Steigungen zu überwinden. (Die stärksten Steigungen auf dieser Route sind wohl erst in Griechenland zwischen der Grenze und Ioannina zu bewältigen. Sie sind aber deutlich geringer als auf der Küstenroute.)
Alternativ kann auch über einen niedrigeren Pass nach Sarande gefahren werden, um über Butrint Griechenland anzusteuern. Dabei kann der Syri i Kalter, eine Karstquelle, besucht werden.
Ab Fier gibt es die Möglichkeit, die neue Straße im Tal nach Tepelene zu fahren, die hat wenige Höhenmeter. Landschaftlich schöner und mit der Möglichkeit, Byllis zu besuchen, ist die Fahrt auf der alten Überlandstraße über Ballsh. Diese Route ist zwar anstrengender, aber weit schöner, wenn auch rustikaler.

Die Küstenroute steigt kurz nach Vlore zum Llogorapass an, das sind, wie schon geschrieben, etwa 1000 Höhenmeter. Dafür halte diese Route für landschaftlich schöner. Nach dem Pass geht es nur allgemein der Küste entlang. Durch die meistens höher gelegenen Dörfer geht es auf und ab, abwechslungsreich und mit schönen Ausblicken aufs Meer. Zur Weiterfahrt bietet sich die Fahrt über Butrint (sehenswert!) und eine rustikale Rollfähre nach Griechenland an.

Beide Routen haben ihre Reize, die Küstenroute ziemlich sicher größere. Schneller und weniger anstrengend ist die Route durchs Landesinnere. Dafür habt ihr auf der Küstenroute mehr Abwechslung, die Besiedlung ist auch dichter, wenn man einmal vom Pass absieht.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich kenne beide Routen vom Fahren mit dem Wohnwagengespann. Dabei habe ich immer die Routen fürs Radtourenfahren im Kopf mitgescannt, wenn ich das so sagen darf. Und mit unserem PS-schwachen Gespann habe ich sicher auch eine ziemlich gutes Gespür für Steigungen entwickelt. Aber mit dem Rad bin ich dort noch nicht gefahren.

lg!
georg