Re: Guadeloupe

von: veloträumer

Re: Guadeloupe - 02.12.16 13:05

Hallo Natascha,
willkommen im Forum!
Meine Reise ist schon ein Weilchen her - ich war mitte der 1990er Jahre einmal mit eigenem Rennrad dort und hatte mir vor Ort in Point-à-Pitre über ein Vermittlunsgbüro ein Apartment (Gitês de France) in Gosier für 2 Wochen gemietet. Dann habe ich Stichtouren gemacht. Bereits zum bekanntesten Strand in Ste-Anne gab es eine kleine, aber heftige Steigung. Die meisten Straßen sind ohne Serpentinen gebaut, sodass jeder Hügel mitgenommen wird, besonders einige Häuserzufahrten sind sehr steil. Insgesamt ist es aber gemäßigt auf Grande-Terre, Basse-Terre eben vulkanisch und deutlich hügeliger wie bereits o.a. Grande-Terre habe ich auch ganz umrundet, im Norden etwa gibt es Klippen, wo man nur oberhalb bleiben kann, irgendwo auch einen indischen Tempel (zahlreiche indische Einwanderer). Lohnenswert ist das Kap bei Pointe de Châteaux, nahegelegen mit einem weniger frequentierten Strand.

Auf Basse-Terre bin ich eine Runde mit dem Col des Mamelles (686 m) gefahren, der einzige echte Pass auf der Insel. Die Route führt durch verschiedene Arten von Dschungelvegetation, mit Absteigen vom Sattel einige schöne Wasserfälle. Es ist vielleicht die schönste Strecke der Insel. Der Pass ist zwar auch anspruchsvoll, aber in der Steigung gemäßigter als die eine oder andere Rampe auf den Küstenstraßen. Die Runde über den Nordteil mit Ste-Rose ist denn auch in Summe als sehr anspruchsvoll zu bezeichnen. Die tropisch-schwüle Luft tut ihr Übriges. Seinerzeit habe ich mit 11 l/Tag meinen All-time-Flüssigkeitsrekord aufgestellt. Ich war auf dieser Tour auch noch in einem Thermalbad.

In den Süden war es mir mit Rad damals zu weit (es gibt allerdings eine Rennradrunde um die ganze Insel, theoretisch also machbar). Die in den Reiseführern empfohlene Wanderung vom Soufrière-Vulkan (Schwefelgeruch) über drei größere Wasserfälle hinunter habe ich dann in Verbindung mit Bus und einer Wildübernachtung im Dschungel gemacht. Der Weg war damals recht dicht bewachsen - auch nicht ganz ungefährlich zu laufen (ein Förster warnte mich). Der Urwald ist aber recht eintönig, die Pflanzenvielfalt nicht groß und Tiere so gut wie nicht voirhanden (Giftschlangen etc. gibt es z.B. auf Martinique, nicht in G.). Ganz im Süden war ich schließlich nochmal mit Auto und einer Bekannten, die ich dort kennen gelernt hatte.

Weitere Anmerkungen: Zumindest damals waren die Straßen oberflächlich gut, hatten aber irgendwo immer einige Löcher, die man insbesondere im Dunkeln schlecht sieht. Entsprechend hatte ich mehrere Platten mir eingefahren, u.a. direkt nach dem Flughafen. Guter Luftdruck ist in jedem Fall empfehlenswert. In Point-à-Pitre gibt es Radläden und Ersatz, Vermieten von Rädern weiß ich aber nicht - eher bei Hotels. In der Hauptstadt kann man recht gut shoppen, auch einige Plattenlabels haben dort ihren Sitz,die die Musikgruppen der Insel vermarkten (karibik-mixturale Zouk-Musik, stark zentral-afrikanisch geprägt, mit Salsa-Einflüssen; traditoneller die GwoKa-Musik).

Kreolen und Festlandfranzosen führen eine etwas schwierige Beziehung - die Festlandfranzosen arbeiten dort mit gehobenen Geldzuschlägen, die Schwarzen sind entsprechend ärmer. Echte Spannungen sind aber unüblich. Prostitution gibt es eher nur von Frau zu Tourist und wohl kaum von Mann zu Touristin oder homosexuell (wie etwa in Jamaika verbreitet), insgesamt auch nicht sehr auffällig. Kriminalität ist auch eher gering, viele Kreolen sind recht zurückhaltend (wollen z.B. nicht fotografiert werden). Hauptstadt ist natürlich recht lebhaft und etwas verschieden. Die typisch karibisch-afrikansich naive Malerei findet sich bei Künstlern in Verbindung mit abstrakteren, kreativen "französischen" Elementen mit oft recht interessanten Motiven. Das beste Hähnchen meines Lebens habe ich mal an einem Imbisswagen von einer "echten kreolischen Mama" irgendwo zwische Ste-Anne und Gosier erhalten.