Re: Czernowitz–RO–Moldawien–Odessa

von: extraherb

Re: Czernowitz–RO–Moldawien–Odessa - 16.10.16 10:42

Das Zahlen von Bakschisch bei der Grenzabfertigung kenne ich nur aus den Zeiten Ceausescus. Allerdings hat man das da auch nicht von uns Radfahrern erwartet sondern vor allem von den "Wessis". Da aber mit Nachdruck!

Auf die Idee, mich an das Ende einer Autoschlange anzustellen, bin ich allerdings auch noch nicht gekommen. Der Gedanke erscheint mir geradezu grotesk. Normalerweise fahr ich bis etwa 5-10m vor die "Abfertigung" steige ab und blicke "hilfesuchend" das Personal an. In der Regel werde ich dann spätestens nach dem gerade abzufertigenden Auto bedient. In der postkommunistischen Zeit habe ich nie länger als 5 min an einem Grenzübergang verbracht.

In den Zeiten der russischen Besatzung war das allerdings anders. Da war das Überschreiten der Staatsgrenze ein Akt der gebührend gewürdigt und vor allem begründet werden musste. Noch dazu wenn dies auf eine so aufmüpfige Art und Weise, wie mit einem Fahrrad getan wurde. Das war eigentlich nicht vorgesehen und hat die Grenzer jedesmal vor nahezu unüberwindbare Herausforderungen gestellt.

Den längsten Aufenthalt hatten wir, als wir 1987 in Ushgorod in die damalige Sowietunion eingereist sind. Da haben sie uns auf slowakischer Seite mehr als eine Stunde warten lassen, weil die Passage der Grenze mit dem Rad nicht vorgesehen und nirgendwo geregelt war. Die Russen (bzw. Ukrainer) auf der anderen Seite haben uns dagegen mit Applaus uns anfeuernden Rufen ("Hey, sportsmennie") begrüßt.

Noch immer empfinde ich bei der Passage der inzwischen verweisten Abfertigungsstellen im Schengenraum ein komisches Gefühl. Und wenn ich sehe, dass es Leute gibt, die die Grenzkontrollen wieder einführen wollen, wird mir übel.

Gruß, Uwe