Re: Bitte nicht hauen - Vorschläge für Rad-Reise

von: denkfisch

Re: Bitte nicht hauen - Vorschläge für Rad-Reise - 13.08.16 16:48

Wie versprochen, melde ich mich nach Abschluss der Tour noch mal.
Also: Wir sind von Berlin aus mit der Bahn nach Elsterwerda gefahren. Von dort aus runter an die Elbe und dann dem Elberadweg entlang bis Litomerice in Tschechien. Der Elbe-Radweg hat uns im südlichen Teil gut gefallen, es war relativ wenig los trotz tollem Wetter. Auch landschaftlich sehr schön.
In Litomerice sind wir dann auf den Eger-Radweg. Eins vorab zu Tschechien: Ein Karte braucht man im Grunde nicht. Alle Radwege dort haben eine Nummer und wenn man dieser folgt, passt alles. Die Schilder sind sehr klug aufgestellt, so dass man eigentlich nie anhalten muss um sich zu orientieren, was insbesondere am Grund einer Abfahrt ärgerlich ist (später in Deutschland vielfach erlebt). Wirklich TOP. 2-3 mal war ich dann doch froh, dass ich das Etrex am LEnker hatte, weil die Schilder manchmal einfach fehlten, bzw. 1x auch in die genau falsche Richtung zeigte.
Der Eger-Radweg hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Die ersten Tage hat man nicht viel vom Fluß gesehen, es ging über einsame Straßen durch einsame Dörfer. Später dann näherten wir uns der Eger an und blieben in ihrer unmittelbarer Nähe bis zur westlichen Grenze. Die Dörfer und Städte waren fast durch die Bank sehr schön - wenngleich auf viel ruinöses Bauten zu sehen waren. Uns wurde erklärt, dass viele dieser Häuser schon seit dem Krieg leer stehen. Es gab überall billiges, leckeres Bier. Das Essen war günstig, aber durchwachsen. Genauso die Unterkünfte. Die Zeltplätze auf denen wir waren, waren meistens Low-Level. Sehr ungepflegt und schon seit langem nichts mehr investiert. Ich habe gehört, dass viele Plätze zumachen, weil die Tschechen mittlerweile weniger Urlaub im eigenen Land machen und der Tourismus - ausserhalb der Städte wie z.B. Prag - nicht so stark ist.
In Cheb mussten wir uns entscheiden, wie es weitergehen soll. Wir hatten ziemlich getrödelt (Schnitt ca. 50 km/Tag)und nicht mehr die Zeit noch einen größeren Bogen durch Tschechien zu radeln. Wir haben uns letztendlich entschlossen, den Elster-Radweg wieder Richtung Berlin zu fahren. Das Anfahren der Quelle und die Überquerung der Erzgebirgs-Züge waren nicht so schlimm. Dafür hatte es das Vogtland in sich. Dort waren die steilsten und längsten Anstiege zu bewältigen, die insbesondere meine Frau, die zu meiner großen Überraschung Spaß daran gefunden hatte, Berge zu erklimmen, an ihre Grenzen brachte. Wir waren abends immer fix und fertig und haben uns dann letztendlich in Leipzig entschlossen, in den Zug zu steigen und nach Berlin zu fahren. Das war vermutlich auch unserer Erfahrung in Zeitz vom Vortag geschuldet. Eine schreckliche, unglaublich depressive Stadt, wo es nichts gab außer Leerstand und frustrieten Menschen.
Wir sind in 15 Tagen knapp 850 Kilometer geradelt. Es war ein sehr schöner Urlaub. Ich freue mich sehr, dass ich mit meiner Frau nach dieser erfolgreich gemeisterten Herausforderung (ja, war es irgendwie auch für uns), in kommenden Urlauben zu noch größeren Abenteuern starten kann.
Viele Grüße
Peter