Re: Tauernschleuse am Alpe Adria Radweg umfahren

von: veloträumer

Re: Tauernschleuse am Alpe Adria Radweg umfahren - 25.07.16 12:31

In Antwort auf: TobiTobsen
20km mit 12% erst 13km mit 10%, dauernd hört man was anderes... lach Ok, es eigentlich egal, es geht auf jeden Fall tierischst hoch! lach

Nimm es locker. Ich habe hier schon mehrfach dafür geworben, Angaben von Steigungsprozenten eher zu vermeiden, weil da selten richtige Angaben gemacht werden. Es braucht jetzt niemand an den Taschenrechner gehen und nochmal durchkauen - wir hatten das alles schon. Der Glockner liegt in der Riege der Alpenpässe und -straßen in der oberen Mittelklasse bis zur unteren Oberklasse, wenn man den Schwierigkeitsgrad bewertet. Die Erfordernis für einen solchen Berg ist nicht spezifisch Glockner, - sie ist weitgehend identisch mit anderen großen Bergstraßen, selbst wenn da mal 2-3 Prozentpunkte weniger angegeben sind. Ich bin schon 10%er gefahren, da macht sich der Glockner leicht dagegen und umgekehrt. Zahlen sind frei verhandelbar. Es wird viel geschrieben und geredet, wenn der Tag lang ist. Tour de France schauen würde auch helfen, da werden ab und an die realen Steigungswerte genau aufgeschlüsselt und liegen weitgehend unter dem üblichen Radlerlatein.

Ich habe hier im Forum schon mehrfach die Glocknerstraße gegenüber einigen verteidigen müssen, die diese als leichten Hüpfer bejubeln wollten, weil die Mittelgebirgen ja alle so schwer sind. Aktuell sehe ich mich fast in der Gegenposition selbst als "Verharmloser". Glocknerstraße ist definitiv machbar für Reiseradler mit Gepäck wie Stilfserjoch, Splügenpass, Furkapass u.a., ohne dass man ein Sportkarriere vorweisen muss. Es dürfte sogar zu den begehrtesten Radreisepässen zählen - sogar ein Hochzeitsreisepaar habe ich dort mal getroffen (aus Kroatien) und ein fesches Südtiroler Mädel mit Damenrad, dass weit unter dem technischen Niveau von dem von Willi Enns lag. Machbar heißt natürlich nicht einfach. Entscheidend sind letztlich mehr Tagesform und ein gesunde Grundeinstellung, wie man große Berge bewältigt, als irgendwelche theoretischen Skalenwerte.

Nich umsonst kommt es zu Fehleinschätzungen. O.a. Iselsberg nach Lienz ist nach einer Glocknerroute schon ein guter Zacken, zumal auch die Zwischenstrecke nach Winklern nicht ohne Strampeln zu überwinden ist. Danach ist der Körper ggf. nicht mehr genug auf "Spannung". Plöckenpass u.a. Pässe im Friaul mit weit niedrigeren Höhen habe ich bereits im Karantanien-Bericht mit ausreichend Attributen belegt, die davor warnen, diese Hügelchen zu unterschätzen. Das sind harte Burschen, manche stellen den Glockner locker in den Schatten. Nicht zuletzt kratzt auch manch schlechter Straßenbelag zusätzlich am Kräftepolster - Glockner ist quasi Autobahn. Und nochmal: Jeder Berg ist ernst zu nehmen. Man scheitert auch an der Schwäbischen Alb, wenn man die Anstiege nicht ernst nimmt und sie mit der angemessenen Demut angeht. Und jedes Jahr fällt es vielleicht ein bisschen schwerer, wenn einem der "fountain of youth" verlassen hat.

Fusch - Heiligblut sollte für jeden Fahrer, der über eine gewisse, auch nur kleine Bergerfahrung verfügt, auch mit Gepäck an einem Tag machbar sein. Wie du nachlesen kannst, haben ja etliche, die bergaffiner sind, da noch zusätzlich was drangehangen. Man kann auch noch Ferleiten anfahren - das sind schon ein paar Höhenmeter und Hotel nehmen (Wildcampen theoretisch auch denkbar). Mit ausgeruhten Frühstück bringt auch oft was - da ist schon mal leicht ohne Zwischenmahlzeit durchkommen. 2003 war ich noch kein Pässejäger und habe Mörtschach - Bramberg gepackt - natürlich ohne Forumstara. Letztes Jahr, als "alter Mann" habe ich Fusch - Döllach inkl. Edelweißspitze, Franz-Josefs-Höhe und Hügelroute Appriach und bei weitgehend extremen Witterungsbedingungen mit Sturmböen und Eisregen geschafft. Ein Überflieger bin ich deswegen sicherlich nicht. Ca. 2/3 der Alpenstraßen, die ich im letzten wie in diesem Jahr gefahren bin, waren übrigens schwieriger als die Glocknerstraße. Am Limit war ich also wo ganz anders. Sicherlich waren da Sachen dabei, die muss kein Reiseradlern machen. Soviel zur Einordnung.

Wasserstellen, von Max Saikels richtig beschrieben, hatte ich jüngst hier im Forum bei der Anfrage von iassu auch schon mal erwähnt. Kritisch sehe ich das nicht - bei zwei Wasserflaschen kann man die kaum leer trinken. So lange ist der Weg auch wieder nicht - da gibt es deutlich weniger gut bestückte Bergstraßen. Bei den Futterstellen ist noch nachzureichen, dass man auch am Hochtor einfache Speisen bekommt. Übernachtung geht da aber nicht. Falls du es nötig hast, gibt es auch Umkleiden zumindest in Ferleiten, Fuschertörl und Hochtor. Schau mal nach, ob die Alm-Käserei am Kasereck wieder auf hat - interessiert mich. Da gab es mal so gutes Joghurt.

Und nun: Viel Erfolg!