Re: Rückreise von Montpellier nach Strasbourg

von: inga-pauli

Re: Rückreise von Montpellier nach Strasbourg - 26.08.14 16:27

Auch ich kann ein Liedchen trällern über den Streik, der uns gerade erwischte, als wir - schon leicht angeschäkert und pappsatt - uns auf die Nachtfahrt nach Strasbourg freuten cool
Schon verwundert und völlig ahnungslos, wieso der noch nicht angezeigt war, begab ich mich in die obere Etage des inzwischen fast fertig sanierten Bahnhofsgebäudes und sah einen Servicemitarbeiter mit zwei deutschen Radreisenden diskutieren (bzw. die mit ihm). Aha - das sind dann also unsere beiden Kabinennachbarn listig - wären sie gewesen!

Glück im Unglück hatten wir, dass wir in Bahnhofsnähe noch eine Bleibe im "Hôtel de Paris" fanden, von wo wir am nächsten Morgen unser Glück in der Servicehalle versuchten. Im Bahnhof schwirrte es nur so von ratlosen Menschen!

Der Servicemitarbeiter war redlich bemüht, für uns und unsere Räder irgendwie eine Mitfahrt nach Strasbourg via Paris zu finden. Es fuhren nur TGVs und nur Duplex (ohne Fahrradabteil)!
Die einzige Möglichkeit riet er uns, sei am Bahnsteig den Zugchef zu bitten, dass er uns mitnimmt.

Oh je - ich bleib hier und warte, bis mich jemand hier abholt weinend

Den "Manager du train" brauchten wir gar nicht lange zu überzeugen - er sah unsere Fahrkarten und gab uns ein Zeichen, ihm zu folgen (was wir auch bereitwillig taten). An der Lok öffnete er dann eine Zaubertür zu einem Geheimverließ und hub unsere Räder dort hinein - oh war ich froh und erleichtert!!! bravo
Im TGV dann ging es zu wie in einer Ölsardinenbüchse - nur unterhaltsamer! Die Leute waren alle relativ entspannt, wer keinen Sitzplatz hatte saß auf dem Boden oder es wurden auch Plätze gewechselt. Menschen lernten sich kennen und es wurde sich lebhaft unterhalten.

In Paris dann das ganze Spiel von Neuem - jetzt nur nach Strasbourg.
Wieder half uns der freundliche "Manager du train", indem er unsere Räder in das uns inzwischen bekannte "Geheimkabinett" verstaute - und ab ging's Richtung Norden!
In Strasbourg angekommen wurden wir noch ganz rührend vom Bahnchef verabschiedet, indem er uns ganz fest beide Hände drückte und uns alles Gute wünschte bravo Chapeau an die französischen Bahnkollegen!!!

Um 21.30 Uhr in Offenburg angekommen, befürchtete ich nun, einen typischen deutschen Bahnbediensteten anzutreffen, den wir um Auskunft bitte wollten nach der Weiterfahrt nach Hamburg am nächsten Tag.
Oh welch eine Überraschung!
Auf unsere Einleitung hin, dass wir wegen des Streiks der französischen Eisenbahner 24 Stunden zu spät hier aufkreuzen, meinte er ganz enthusiastisch: "Ja und die haben mein vollstes Verständnis! Und ich hoffe, dass die sich nicht so überbarbieren lassen, wie die deutschen Kollegen!"
"Und jetzt wollen sie ein Hotelzimmer von mir!?"
Verdutzt dachte ich, der wollte uns in Offenburg ein Hotel empfehlen - ABER NEIN! Falsch gedacht! Die DB hat uns wegen der ganzen Verspätung ein Hotelzimmer spendiert - vom Feinsten!

Abgesehen davon, dass in Offenburg um 22 Uhr die Bordsteine hochgeklappt werden und der Mond reingeholt wird, hatten wir trotz allem ein schönes Erlebnis und wir mussten dann doch nicht hungrig ins Bett wein