Re: München-Rom Strecke nach Radreisebuch

von: veloträumer

Re: München-Rom Strecke nach Radreisebuch - 08.08.14 13:38

In Antwort auf: Toxxi
Der Appennin ist ein Hochgebirge. Da gehts einmal hoch zum Pass und dann wieder runter. Das wars, und so übermäßig steil ist es in der Regel auch nicht.

Wolltest du "kein" schreiben? - Egal, in beiden Fällen kann ich den ersten Satz nicht unterschreiben. Der Appennin ist weitgehend kein Hochgebirge, sondern nur im Bereich Gran Sasso. Die weit verbreitete Einordnung als "Hochgebirge" ist daher problematisch, m.E. sogar falsch. Dazu ist das "Mittelgebirge" Apennin zu ausgeprägt.

Wenn du die Ansicht äußern wolltest, dass Hochgebirge einfache Pässe haben und Mittelgebirge Steigungsterror sind, so widerspricht das meinen Erfahrungen. Der Großteil an Mittelgebirgsanstiegen ist steigungsärmer als der in Hochgebirgen (auch wenn es hier im Forum immer wieder eine Gruppe gibt, die das bestreitet). Dabei sollte man Gleiches mit Gleichem vergleichen - nicht etwa eine exotische eine Schwarzwaldpiste mit einem Haupttransitpass in den Alpen. Auch sind Weinbergwege keine Straßen - da finden sich nicht selten geballte Steilrampen, obwohl diese nicht die Gesamttopographie eines Landstriches wiedergeben.

Tatsächlich sind die Toskanahügel zuweilen recht steil, wesentlicher ist aber die Häufigkeit von Steigungen dort. Bekanntlich ist es für den Radler sehr aufreibend, viele Steigungen nacheinander zu bewältigen als eine lange Steigung. Steiler als viele Hochgebirgspässe sind sie aber nicht (zweistellige Steigungen sind sehr selten), auch nicht länger. Erschwerend kommt eher hinzu, das Toskanahügel sich häufig offen unter voller Sonne auf recht niedriger Meereshöhe bewegen - also bei Klimaten, die im Hochgebirge durch die Höhe gemäßigter sind, wenn man die oberen, schwierigen Bereiche erreicht (umso mehr leidet man, wenn es im Tal unten schon hart anfängt). Auch ich habe schon Toskana-Torturen hinter mir. Im Rückblick war das eine aber eher die Hitzeschlacht, die mich zur Verzweiflung brachte, die andere war durch Gegenwind verursacht. Da flucht man auch mal übre eine 7%-Steigung. Im Hochgebirge gibt es auch nicht nur einen Pass - auch dort kann man Ketten von Pässen fahren, bis der Urlaub zu Ende ist. zwinker

Radfahren ist auch Psychologie: In der Toskana tummeln sich viele Radler, die eher große Berge meiden wollen. Sie hoffen auf sanfte Hügel in leiblichen Landschaften, wie es immer wieder in den Hochglanzbeschriebungen zu lesen ist. Umso mehr trifft sie das unerwartete Bergradeln, wodurch die Radgeschichten in eine gewisse Übertreibung gelenkt werden. Liegt der Schwierigkeitsgrad von Bergen über den eigenen Erwartungen, fällt das Radeln eben sehr schwer. Es hilft, sich vorzustellen, dass man z.B. im Chianti-Gebiet unwirkliche Steilrampen mit dem Radl bezwingen muss, an denen schon Profi-Mountainbiker gescheitert sind. Schafft man es dann doch, wird man das als Halb-so-wild bezeichnen (und über diese Extremdarstellung lachen). Alle Pässe, von denen ich schon zuvor gelesen hatte, dass sie quasi unmenschliche Todesrampen seien, empfand ich letztlich gar nicht so kriminell schwer (allenfalls schwer, manchmal auch nur mittelschwer). Andererseits bin ich schon an Strecken verzweifelt, über die ich vorher eher moderate Töne gelesen hatte.

Grundsätzlich gilt: Jedem Berg, den man bezwingen möchte, sollte man mit einem gewissen Respekt entgegen bringen - auch wenn man ihn schon zigfach bezwungen hat. Das lernt man umso mehr, wenn man merkt, dass die Leistungskurve der Muskeln auch Abwärtsbewegungen kennt. Wer immer nur leicht schweben möchte, der muss träumen.